Verhaltenstherapie

Die moderne Verhaltenstherapie umfasst eine große Anzahl unterschiedlicher Techniken und Behandlungsmaßnahmen. Sie wird bei unterschiedlichen psychischen Störungen angewandt, z.B. bei Angststörungen, Depressionen, Essstörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen, Somatisierungsstörungen, Zwängen, Persönlichkeitsstörungen, sexuellen Störungen, Psychosen, Suchterkrankungen und Schmerzstörungen. Die Verhaltenstherapie geht davon aus, dass psychische Störungen mit erlernten ungünstigen Verhaltens- bzw. Reaktionsmustern zusammenhängen. Die Überwindung von psychischen Störungen beinhaltet dementsprechend, etwas umzulernen oder etwas Neues zu lernen.

Verhaltenstherapie setzt hier und heute an

In der Verhaltenstherapie stehen die aktuellen Probleme im Vordergrund der Betrachtung. Für die gezielte Behandlung der momentanen Probleme ist es allerdings durchaus wichtig, zu wissen, mit welchen Schwierigkeiten jemand in der Vergangenheit zu kämpfen hatte und welche Reaktionsmuster und Bewältigungsstrategien er damals erlernt hat. Welche davon sind auch heute noch sinnvoll und welche nicht? Was müsste er demnach dazu oder umlernen, um die heutigen Probleme überwinden zu können?

Verhaltenstherapie ist zielorientiert

Unter Berücksichtigung der Antworten auf diese Fragen werden in der Therapie gemeinsam die Ziele erarbeitet und vereinbart. Je konkreter die Ziele sind, desto näher ist man bereits an den Lösungsstrategien. Daher ist die Zielklärung bereits ein sehr wichtiger Teil der Therapie. Um sich nicht zu verzetteln, werden Prioritäten gesetzt und der rote Faden im Blick behalten. Es geht in der Verhaltenstherapie nicht um eine völlige Veränderung der ganzen Person, sondern um überschaubare Ziele und die Überwindung konkreter Probleme.

Verhaltenstherapie bietet Hilfe zur Selbsthilfe

Bildlich gesprochen wird am Anfang der Therapie überlegt, welches „Werkzeug“ jemand schon zur Verfügung hat und welches Werkzeug er außerdem noch bräuchte, um das vorliegende Problem zu lösen und seine Ziele zu erreichen. Der sinnvolle Einsatz des bereits vorhandenen Werkzeugs wird besprochen. Außerdem macht die Therapeutin den Hilfesuchenden mit neuem Werkzeug vertraut. Dessen Handhabung wird sowohl in der Sitzung sowie im Rahmen von kleinen therapeutischen Aufgaben zwischen den Sitzungen eingeübt. So wird das Werkzeug allmählich fester Bestandteil des persönlichen Handwerkskoffers, auch nach der Therapie!

Verhaltenstherapie ist handlungsorientiert

Die aktive Mitarbeit des Hilfesuchenden ist also ein wichtiges Prinzip der Verhaltenstherapie. Dazu gehört auch das aktive Erproben neuer Verhaltensweisen in den therapeutischen Sitzungen und im Alltag. Was würde es helfen, die Ursachen für die eigenen Schwierigkeiten genau zu kennen, aber seine theoretischen Erkenntnisse im Alltag nicht praktisch umsetzen zu können? Da sich bei der Verhaltenstherapie alles ums Lernen neuer Denk- und Verhaltensweisen dreht, setzt man auch auf Übung, seien es Selbstbeobachtungs-, Entspannungs-, Genuss-, Wahrnehmungs-, Konfrontations- oder Selbstsicherheitsübungen.

Verhaltenstherapie setzt auf Information und Nachvollziehbarkeit

Dies ergibt sich aus der Bedeutung des Lernens in der Verhaltenstherapie. Der Hilfesuchende soll zunehmend zum Experten für sein eigenes Problem werden. Daher wird gemeinsam erarbeitet, welche Bedingungen zu der Entstehung der Probleme beigetragen haben und an welchen Punkten die Therapie ansetzen kann. Diagnosen, Ursachen und therapeutisches Vorgehen werden verständlich erklärt. Diese Informationen behält der Therapeut nicht für sich!